Exklusiv aus dem neuen espresso 2021: Test Weingut am Nil Vinothek


17. November 2020
Weingut am Nil

Im Weingut am Nil ist Platz, nirgendwo bedrängende Enge im Restaurantsaal, der Blick schweift weit und wird emporgezogen bis zum hohen First. Inmitten wunderschön gesetzter Bruchsteinmauern, deren Tragfähigkeit wohl nicht mehr recht zu trauen war, erhebt sich statisch selbständig elegant eine stählerne Galerieund Dachkonstruktion. Zum Kontrast von Rustikalem und Modernem gesellt sich gestalterische Ironie, wenn üppig geschwungene barockisierende Polsterstühle mit Löwenköpfen – dem Signet des Weinguts und der Weinbaugemeinde – an rau geschliffenen Holztischen stehen. Schräg fällt von der Hofseite – auch dort lässt sich’s bei gutem Wetter sitzen – die Sonne ein und modelliert einen lichten, angenehmen Ort, der gleichsam die Seele weitet, sodass man nach einer ersten Kostprobe gern das Weitere erwartet. Das sind Hähnchen- Saté-Spieße mit Teriyaki-Soße und asiatischem Glasnudelsalat (€ 13.90) – ein Gedicht, genau auf den Punkt zubereitet: außen knusprig, innen butterzart, die Soße gibt dem Spieß einen Hauch Süße. Der Salat harmoniert eher unauffällig. Zur Dorade „Royal“, gegrillt mit Zitronen- Chili-Butter und Wildkräutersalat (€ 25.90), die freitags und samstags serviert wird, hat uns der Service – unkompliziert freundlich, umsichtig und kompetent – einen 2019er Weißburgunder (0,25l € 7.10) empfohlen, der einerseits kraftvoll für sich besteht, sich andererseits dem Fisch elegant anschmiegt. Den möchte man zunächst gar nicht anschneiden, so appetitlich liegt er auf dem Teller. Gewiss werden ihm die knusprige Haut und die Kräuter einen herrlichen Geschmack verleihen! So ist es: Das zarte Fleisch ist so fein gewürzt, dass wir von der Butter kaum und der Limette gar keinen Gebrauch machen. Abschließend loben wir hochzufrieden, dass man am Nil den Umgang mit Gewürzen ausgezeichnet versteht. „Deswegen steht bei uns auf den Tischen auch kein Pfeffer und Salz“, lautet die prompte Antwort. Zum Abschluss mundet ein kräftiger Roter: der 2017er Púrpura (0,25l € 7.90). Ach so: der Nil. Er fließt hier nicht. Als das Unternehmerehepaar Pohl das Traditionsweingut 2010 übernommen hat, gab es ihm diesen Namen einer längst im „Saumagen“ aufgegangenen Wein-Einzellage. Nil soll früher die Bezeichnung für eine Hügelkuppe gewesen sein.

 

Weingut am Nil Vinothek

Neugasse 21
Kallstadt

Telefon: 06322 9563160

Internetadresse: weingutamnil.de

Öffnungszeiten: Mi bis Fr 16 – 22,
Sa 15 – 22, So 12 – 21 Uhr

Plätze: 85, 75 Innenhof, 14 Betten

Haltestelle: Neugasse (Bus)

Besonderheiten: großes vegetarisches Angebot, vegane Speisen, barrierefrei

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Essen & Trinken:
Ambiente:
Service:

  

Dies ist ein Artikel aus dem espresso 2021.